Beitragsbild Redakteurina Digitale Informationsbeschaffung Teil 4 Zuverlässige Quellen im Internet erkennen

Digitale Informationsbeschaffung #4: Zuverlässige Quellen im Internet erkennen

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Kennst du das: Du recherchierst im Internet über ein bestimmtes Thema und dabei wirst du fast erschlagen von der Informationsflut. Die Liste mit Suchergebnissen ist lang, du klickst dich von einer Seite zur nächsten und dabei fragst du dich: Stimmen die Informationen, die ich zu meinem Thema auf der Seite x finde? Woran erkenne ich eine zuverlässige Quelle im Internet? Suchmaschinen sortieren zwar Internetseiten vor, bewerten können sie diese aber nicht. Ein kritischer Blick und die in diesem Artikel zusammengestellten Anhaltspunkte helfen dir dabei, Webseiten und ihre Inhalte einzuordnen.

Unendliches Wissen im Netz

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich in Zeiten vor Computer und Internet (Ja, diese Zeit gab es tatsächlich 😉) nach Informationen suchte. Ich recherchierte zu Hause in Büchern und Lexika oder ging in die Bibliothek. Bücher gelten für viele von uns als seriös, denn schließlich müssen Texte erst die kritische Kontrolle von Verlagen überstehen bevor sie veröffentlicht werden.
Im Internet hingegen kann jeder Inhalte veröffentlichen. Unzählige Plattformen wie Wikis, Blogs, soziale Netzwerke und private Webseiten bieten jedem die Möglichkeit, seine Meinung zu äußern sowie Texte und Bilder zu veröffentlichen. Der Vorteil: Das Internet bietet eine fast unbegrenzte Informationsfülle und ist oft aktueller als Gedrucktes auf Papier. Der Nachteil: Es gibt kein Lektorat, keine Kontrolle und kein Auswahlverfahren. Neben vielen seriösen und qualitativ hochwertigen Informationsquellen gibt es ebenso auch eine Unmenge an Unbrauchbarem und Unseriösem im Internet. Daher ist es umso wichtiger, Internetseiten auf ihre Vertrauenswürdigkeit zu prüfen, bevor sie als Informationsquellen genutzt werden.

Mit Fokus und gesundem Menschenverstand die Informationsflut bewältigen

Bevor du dich in die Informationsflut des Internets stürzt und vielleicht am Ende nach stundenlanger Recherche ergebnislos und frustriert vor dem Rechner sitzt, solltest du zwei ganz wichtige Sachen machen:

#1 Habe immer dein Rechercheziel vor Augen!

Notiere dir dein Thema und damit dein Rechercheziel so präzise wie möglich auf einem Zettel – egal ob groß oder klein. Hänge oder klebe dir diesen Themenzettel dort hin, wo du ihn beim Recherchieren immer gut im Auge hast. Das kann deine Schreibtischplatte oder auch der untere Rand deines Monitors sein. Auf diese Weise bist du fokussierter, lässt dich nicht so schnell vom Thema ablenken und kannst auch deinen Zeitplan einhalten. Du hast immer vor Augen, welche Internetseiten für dein Thema wirklich hilfreich sind und welche ein weiteres Themenfeld öffnen. Letztere kannst du als Lesezeichen für später abspeichern oder auch auf einem Blatt Papier notieren.

#2 Setze dir ein Zeitlimit!

Begrenze deine Recherche zeitlich, zum Beispiel auf ein oder zwei Stunden. Das hängt natürlich immer vom Thema und der dir zur Verfügung stehenden Gesamtzeit ab. Wenn du innerhalb deines Zeitlimits noch kein zufriedenstellendes Ergebnis hast, dann belasse es erst einmal dabei und mache eine Pause. Setze deine Suche dann zu einem späteren Zeitpunkt fort. Die Gefahr ist zu groß, dass du dich verrennst und verlierst. Reflektiere, was du besser machen kannst: War deine Suchanfrage nicht präzise genug oder sogar falsch? Dann ändere deine Suchanfrage. Ein paar hilfreiche Tipps findest du in meinem Artikel Suchmaschinen richtig nutzen. Diskutiere das Thema und deine bisherigen Lösungsansätze mit anderen Leuten. Oftmals ergeben sich aus diesen Diskussionen neue Ansätze, die man alleine nicht gefunden hätte.

Hast du dein Thema und Zeitlimit gesetzt, kann es losgehen.

#3 Erste Anlaufstellen im Internet: Bekannte und möglichst objektive Quellen

Quellen sind nie hundertprozentig objektiv. Jeder Beitrag – egal in welcher Form – wird von Menschen (oder neuerdings auch Bots) erstellt und hängt somit von vielen subjektiven Entscheidungen ab. Der Autor entscheidet, welche Informationen er in seinem Beitrag verarbeitet, wählt Bilder und Wörter aus und stellt so seine Beiträge ganz individuell zusammen. Daher sind selbst vermeintlich neutrale Quellen wie Zeitungsartikel oder Lexikoneinträge immer von ihrem Autor „eingefärbt“. Trotzdem gibt es Quellen, die weniger „eingefärbt“ sind als andere. Dazu gehören zum Beispiel:

Online-Lexika wie Wikipedia

Ähnlich wie Google bei den Suchmaschinen ist Wikipedia die Nummer eins bei den Online-Lexika. Wikipedia folgt drei inhaltlichen Grundprinzipien: 1. Die Artikel dürfen keine subjektive Meinung vertreten, 2. es ist kein Diskussionsforum, sondern eine Plattform für belegte Fakten und 3. alle Angaben müssen durch Quellenangaben belegbar sein. Ehrenamtliche Redakteure sorgen für ein transparentes Kontrollverfahren, das verhindert, dass Unsinniges veröffentlicht wird. Daher eignet sich Wikipedia sehr gut als erste Anlaufstelle, um einen ersten Überblick über das Thema sowie mögliche weiterführende Ideen zu bekommen. Wikipedia sollte aber nie die einzige Internetquelle bleiben. Da bei Wikipedia jeder mit­schreiben kann, können sich Texte täglich verändern und zumindest zeitweise fehler­haft oder subjektiv sein. Gerade bei Artikeln zu kontroversen politischen oder gesellschaftlichen Themen lohnt sich ein Blick in die Diskussion.
Tipp: Ignoriere beim ersten Lesen weiterführende Links in den Wikipedia-Artikeln. Ansonsten ist die Gefahr groß, sich im Wikipedia-Dschungel zu verlaufen.

Online-Angebote renommierter Verlage wie Spiegel, Zeit Online, Süddeutsche Zeitung oder Berliner Zeitung

Die Online-Version einer Zeitung oder Zeitschrift entspricht nicht 1:1 der Print-Ausgabe. Das ist auch logisch, denn das Online-Lesen unterscheidet sich gravierend vom Lesen einer gedruckten Ausgabe. Online-Leser sind schneller unterwegs und ungeduldiger. Sie scannen Texte und orientieren sich stark an Überschriften. Daher sind die Artikel in Online-Ausgaben kürzer, ihre Überschriften oftmals etwas reißerischer und meinungsorientierter. Sie versuchen häufig mithilfe verschiedener Tricks wie Einblendungen, Verlinkungen und gut gemeinten weiterführenden Themenvorschlägen, den Leser auf ihrer Seite zu halten.

Online-Portale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wie Tagesschau und rbb24

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten werden durch Rundfunkgebühren und Werbeeinnahmen finanziert. Diese „Finanzspritze“ eröffnet ihnen mehr Möglichkeiten. Gleichzeitig sind sie an bestimmte Grundsätze gebunden. Sie sollen einen umfassenden Überblick über das Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen wie Bildung, Kultur, Information, Beratung und Unterhaltung geben. Dabei sollen sie Objektivität, Unparteilichkeit, Meinungsvielfalt und Ausgewogenheit wahren und zur freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung beitragen. Auch wenn sie daher sehr an der „Wahrheit“ interessiert sind, werden sie Themen nie vollkommen umfassend und absolut neutral darstellen können.
Laut Telemediengesetz dürfen öffentlich-rechtliche Angebote im Netz nicht „presseähnlich“ sein – auch um eine direkte Konkurrenz mit den digitalen Angeboten von privatwirtschaftlichen Zeitungsverlagen zu verhindern. Die Online-Angebote der Öffentlich-rechtlichen sind daher vorrangig über Bewegtbild und Ton gestaltet, textbasierte Informationen stehen nicht im Vordergrund.

#4 Weiterführende Infos und Meinungsbilder auf Blogs und Social Media

Um schnell an aktuelle Informationen zu kommen, lohnt sich der Besuch der Social-Media-Plattform Twitter. Aber Vorsicht: Hier handelt es sich häufig um nicht geprüfte, unreflektierte Einzelmeinungen. Dasselbe gilt für Blogs. Dennoch bieten solche Portale einen Blick über den Tellerrand. Manchmal beleuchten Autoren dieser Plattformen das Thema von einer ganz anderen Seite oder bringen Punkte zutage, die du selbst gar nicht auf dem Schirm hattest. So bekommst du neuen Input für dein Thema und die Chance, deine eigene Recherche zu verfeinern.

Nun fragst du dich vielleicht: Wenn ich solche privaten Webseiten oder Blogs von unbekannten Autoren nutze, woran erkenne ich dann, ob ich diesen trauen kann?

Merkmale einer seriösen Internetquelle

Damit man eine Internetseite als seriös einordnen kann, ist ein kritischer Blick notwendig. Dazu gibt es bestimmte Kriterien, die schnell darauf hinweisen, ob die Inhalte einer Internetquelle vertrauenswürdig oder eher fragwürdig sind. Wenn sich folgende Fragen mit Ja beantworten lassen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine seriöse Internetquelle.

#1 Identität und Hintergrund des Autors bzw. Webseiteninhabers

  • Ist der Autor bzw. Webseiteninhaber mit Vor- und Nachnamen angegeben?
  • Ist die Mail-Adresse des Verfassers vorhanden und funktioniert der Link auch?
  • Ist ein Impressum vorhanden?
  • Gibt der Autor mehr über seine Person preis, zum Beispiel über Beruf, Arbeitsplatz, Art seiner Ausbildung?
  • Kann der Autor weitere Referenzen in diesem Thema aufweisen? Erscheinen diese plausibel?

#2 Objektivität und inhaltliche Widerspruchsfreiheit

  • Sind die Texte sachlich verfasst?
  • Sind die Ausführungen logisch und in sich stimmig?
  • Ist die Darstellung fehlerfrei?
  • Kommen bei kontroversen Themen Befürworter und Gegner zu Wort?
  • Werden Meinungen mit Fakten untermauert?
  • Wird der eigene Standpunkt begründet?
  • Hat der Autor einen plausiblen Grund, den Text zu verfassen?
  • Sind Quellen und weiterführende Links angegeben?

#3 Aktualität

  • Wird die Webseite regelmäßig aktualisiert?
  • Funktionieren die Links auf der Seite?

#4 Qualität

  • Wirkt die Webseite professionell und gepflegt?
  • Ist die Seite klar und übersichtlich strukturiert?
  • Weisen die Texte eine korrekte Schreibweise auf?
  • Wird die Webseite korrekt im Browser angezeigt und funktioniert sie?

#5 Einbettung der Seite in das Themengebiet

  • Stimmen die Informationen auf der Seite mit denen auf anderen Seiten überein?
  • Gibt es vielleicht Meinungsäußerungen zu der besuchten Webseite?
  • Wird die Seite von anderen Internetnutzern als gut oder hilfreich bewertet?

Fazit

Wenn man lernt, kritisch mit dem Medium Internet umzugehen, ist man gut gewappnet für das „digitale Zeitalter“ und kann die Vorteile des Mediums für sich nutzen. Das Internet als Informationsquelle sollte man weder glorifizieren noch verteufeln, sondern als Chance für eine kritische Arbeits- und Denkweise sehen. Neben den unzähligen Chancen weist das Internet als Informationsquelle auch seine Grenzen auf: Vor allem Fach­literatur ist nicht immer und oft nicht voll­ständig online zu finden. Für eine gute Recherche kann der Gang in die Bibliothek sehr gewinnbringend sein. Und etwas Bewegung zwischendurch tut uns ja bekanntlich auch mal ganz gut 😉

Deine RedakteurIna 🙋‍♀️

Weiterführende Links

Glaubwürdigkeitscheck kompakt von Peter Kührt, abgerufen am 15.01.2021
Glaubwürdigkeitsanalyse von Internetseiten: Überlegungen und didaktisches Konzept mit Checkliste von Peter Kührt, abgerufen am 17.09.2020
Online-Check: Glaubwürdigkeit im Internet von lehrer-online, abgerufen am 17.09.2020
Rechercheratgeber für Lehrer im PDF-Format von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, abgerufen am 15.09.2020

Quellen

Im Blickpunkt: Informationsqualität im Internet, Artikel Medienkompetenz NRW der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 18.09.2020
Können Journalisten objektiv berichten? Artikel auf MEDIEN360G – Das Portal des Mitteldeutschen Rundfunks für Medienthemen, abgerufen am 30.09.2020